Galaktischer Augenschmaus Teil 3: Verquirlung der Symmetrien
In dieser Folge geht es um kollidierende Galaxien. Kein Wunder, dass das Wort „schön“ neun Mal vorkommt …
„Die Gravitation ist immer, überall und lässt sich nicht abschirmen: Mit unendlicher Reichweite geht sie von jedem Körper mit Masse aus“, heißt es in dieser Folge von deep shit ganz flach. Dank der guten alten Gravitation zieht uns die Raumzeitmulde der Erde ins Sofa. Und kollidierende Galaxien mit ihren Milliarden von Sternen geraten in die größten Durcheinander unseres Universums. Sehr schöne Durcheinander sind das.
Die Galaxien NGC 4038 und NGC 4039 sind vor einige hundert Millionen Jahren aneinander geraten. Damals noch ganz normale Spiralgalaxien wie unsere Milchstraße heißen heute1 Antennengalaxien und sind kaum wiederzuerkennen. Die orangenen Flecken sind ihre Zentren aus alten Sternen. Neue entstehen in den leuchtend blauen Gebieten, die von glühendem, rosa erscheinendem Wasserstoffgas umgeben sind. Viele Best-Ager, die sich vielleicht schon auf einen ruhigen Lebensabend gefreut haben, sind aus ihrer alten Ordnung in ein galaktisches Chaos gestürzt – mit der guten alten Gravitation ist nicht zu spaßen! Doch eines Tages wird die Ordnung zurückkehren: Wenn sich die Kerne von NGC 4038 und 39 vereinen und sich ihr schönes Drumherum zu einer gemeinsamen elliptischen Galaxie formen wird. Dank der guten alten Gravitation.
Das Galaxienpaar NGC 4676 wird auch „Die Mäuse“ genannt. Wegen ihrer langen Schwänze aus Sternen und Gas. Auch diese beiden Galaxien werden der Gravitation nicht entkommen und eines Tages zu einer einzigen verschmelzen. Dass der Taumel aber gerade erst begonnen hat, erkennt man daran, dass die Galaxien noch recht eigenständig unterwegs sind. Lediglich ihre Arme haben sie sich bislang langgezogen.

Von den Mäusen zum Pinguin: So sieht NGC 2936 mit seinem gravitativen Zentrum als Auge und der Sternentstehungsregion als Kleid aus. Sein Ei ist die kompakte, elliptische Galaxie NGC 2936, die etwa die gleiche Masse hat wie der Pinguin. Das Paar, das gemeinsam unter dem Namen Arp 142 bekannt ist, hat sich vor 25 bis 75 Millionen Jahren zum ersten Mal getroffen und dabei ein Feuerwerk im Pinguin ausgelöst: Etwa 100 bis 200 Sterne haben sich dabei pro Jahr gebildet. Unsere Milchstraße bildet etwa sechs bis sieben neue Sterne pro Jahr. Jedenfalls Hut ab, James Webb Weltraumteleskop: Mit dieser Aufnahme hast Du mal wieder richtig schön geliefert – allein schon all die Galaxien im Hintergrund 😍.

Glatter Durchschuss mit Schockwelle: Arp 148 im Sternbild Großer Bär. Könnte sich für den wie ein galaktischer Mückenstich anfühlen.

Weil sie auch so schön ist, hier noch die Whirlpool-Galaxie zum Schluss. Im Katalog der ungewöhnlichen Galaxien gehört sie zur Klasse der Spiralgalaxien mit einem großen Begleiter hoher Flächenhelligkeit auf einem Arm. Womit alles gesagt wäre.

PS: Letzte Woche hat eine liebe Leserin dsgf auf Linkedin empfohlen – und damit eine sehr aktive Abonnentenentstehungsregion entdeckt! Also, schnappt auch ihr euch eure Teleskope und späht in euren Netzwerken nach weiteren solcher schönen Regionen, mit denen wir die dsgf-Galaxie aufhübschen können.
Danke.
Die beiden umgarnen sich 66 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Es ist also ein 66 Millionen Jahre altes heute …